Presse 2018

Fahrt nach Lothringen von Gemeinderat und DFF anlässlich des 100. Jahrestages des Ende des ersten Weltkrieges

Unsere Partnergemeinde Saint-Max hatte Vertreter von Gemeinderat und Freundschaftsverein eingeladen, an den Feierlichkeiten zum Gedenken an den hundersten Jahrestag des Ende des Ersten Weltkrieges teizunehmen. Diese Begegnung fand vollkommen im Zeichen der Versöhnung und dem Bewusstsein statt, dass Deutsche und Franzosen aus den Fehlern der Vergangenheit, die Millionen von Menschen das Leben gekostet haben, gelernt haben und heute fest und dauerhaft in inniger Freundschaft verbunden sind.

Unsere Gruppe bestand aus Frau Bürgermeisterin Staab mit Gatten sowie Mitgliedern von Gemeinderat und Vorstand des Deutsch-Französischen-Freundekreises von Walldorf.

Nachdem sich alle Teilnehmer der Fahrt am Rathaus eingefunden hatten, konnte unser Bus gegen 7:30 Uhr aus Walldorf abfahren.

Das Programm sah vor, dass wir am Vortag des Jahrestages der Unterzeichnung des Waffenstillstandes am 11. November verschiedene Orte in und um Verdun mit Führung besichtigen sollten. Dazu trafen wir uns mit Herrn Bügermeister Pensalfini und Gattin sowie Vertretern von Gemeinderat und Freundschaftsverein von Saint-Max. Da wir etwas  verspätet waren, mussten wir in aller Eile den ersten Programmpunkt unserer Maxois absolvieren. Dieser sah eine Fahrt in Elektrowagen durch die unterirdische Zitadelle von Verdun vor. Dabei wurden entweder mit Wachsfiguren historische Ereignisse nachgebildet oder anhand von Hologrammen mit von Schauspielern eingesprochenen Texten Situationen aus dem Alltag der Soldaten in und um Verdun nachgestellt. Danach hatten wir endlich etwas Zeit, unsere Freunde zu begrüßen, um kurz darauf per Bus zu den nächsten Stationen des Programmes zu fahren: Eine geführte Besichtigung von Fort Vaux, eine Filmvorführung im Besucherzentrum und die Besichtigung des Beinhauses von Douaumont. Bei diesen Programmpunkten wurde die deutsche Gruppe kompetent von Frau Ursula Meriot geführt, die uns mit ihrem umfangreichen Wissen ein anschauliches Bild der Zustände in und um Verdun in Befestigungen und Schützengräben zur damaligen Zeit vermittelte.

Nach unserem Besuch von Verdun ging es zunächst zurück nach Saint-Max und Nancy. Die Teilnehmer unserer Delegation wurden entweder zum Einchecken ins Hotel oder zu ihren französischen Freunden gefahren. Pünktlich um 20:00 Uhr trafen wir unserer Freunde dann wieder zur 'Cérémonie et veillée au Monument aux Morts' in der Nähe des Rathauses. In einer ergreifenden Zeremonie wurden der Toten des Ersten Weltkrieges gedacht und dazu Briefe von deutschen und französischen Frontsoldaten von Kindern und Jugendlichen vorgelesen. Danach sagten die jungen Maxois im Wechsel die Namen der Einwohner von Saint-Max auf, die im Krieg ihr Leben gelassen hatten.

Nachdem die 'Cérémonie' beendet war, lud der Gemeinderat von Saint-Max in das Kulturzentrum, 'Château Centre Culturel' ganz in der Nähe der Meurthe ein. Bei leckerem Baeckoffe unterhielten sich die Walldorfer bestens mit ihren alten oder neu gewonnenen Freunden aus Saint-Max. Nach gegenseitiger Vorstellung und Ansprachen der Bürgermeister sowie Austauch von Gastgeschenken ging es zurück in's Hotel oder die private Unterkunft.

Der nächste Tag begann mit dem Gottesdienst in der Kirche Saint-Livier, der vom Organisten und zwei Herren an der Trompete sehr festlich gestaltet wurde. Danach um 11:00 wurden die Glocken von Saint-Livier genau 11 Minuten geläutet, um an den Waffenstillstand von 1918 zu erinnern. Während elf Minuten hielten sich Deutsche und Franzosen während der 'vollée' in einem Kreis vor der Kirche an den Händen, um des Momentes zu gedenken, der seinerzeit Europa den Frieden zurückbrachte; wenn auch nur für gut zwanzig Jahre.

Um 11:20 Uhr war erneut eine Zeremonie vorgesehen. Diese wurde mit Worten von Elias Cado von der UFAC, der Union Française des Associations de Combattants et de Victimes de Guerre, eingeleitet. Danach sangen Schüler der école élémentaire Victor Hugo die Nationalhymne begleitet von einem Trompeter, der danach die deutsche Nationalhymne anstimmte, gesanglich unterstützt von dem einen oder anderen Mitglied der Walldorfer Delegation. Am Ende der Zeremonie legten Vertreter von Walldorf und Saint-Max gemeinsam Kränze zum Gedenken an die Opfer des großen Krieges von 1914 bis 1918 nieder.

Nach den Kranzniederlegungen bat Bürgermeister Pensalfini Walldorfer und Maxois zum Baumpflanzen. Als Friedenssymbol wurde ein Gingko-Baum gepflanzt, dessen Artgenossen selbst nach dem Abwurf der Atombombe in Hiroshima wieder zum Leben erwachten. Pärchen aus jeweils einem/einer Deutschen und einem/einer Franzosen/Französin schaufelten gemeinsam den Baum an seinem Bestimmungsort ein.

Schließlich ging es zum 'Repas des Poilus' im Foyer Culturel Gerard Leonard. Vorher verlas Herr Pensalfini die offizielle Rede von Staatspräsident Macron zum hundertsten Jahrestag des Ende des Ersten Weltkrieges. In ihren bewegenden Ansprachen beschworen danach die beiden Bürgermeister, Frau Staab und Herr Pensalfini, sowie die beiden Vorsitzenden der Freundschaftsvereine, Frau Nöll und Herr Pantin, den Geist der europäischen Einheit, der sich ganz besonders durch die treibende Kraft der Deutsch-Französischen Freundschaft manifestiert. Insbesondere die Jugend beider Nationen wurde ermutigt, sich weiter im Sinne der europäischen Einheit zu engagieren, deren Zukunft sie sind. 

Nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung hatten wir noch Gelgenheit während des gemeinsamen Mittagessens bei stimmungsvoller Musik, uns mit unseren Freunden zu unterhalten und beim delikaten 4-Gänge Menü die Zeit wie im Fluge vergehen zu lassen. Nach dem Kaffee war noch etwas Zeit für ein Tänzchen, wonach der Abschied von unseren Freunden erfolgte und wir gegen Abend wieder wohlbehalten in Walldorf eintrafen.

Zum Schluss zitiere ich Ferdinand Foch. Das am 11. November öfter gehörte Zitat: 'Parce qu'un homme sans mémoire est un homme sans vie, un peuple sans mémoire est un peuple sans avenir.', deutsch: 'Weil ein Mann ohne Erinnerung ein Mann ohne Leben, ein Volk ohne Erinnerung ein Volk ohne Zukunft ist.' unterstreicht deutlich, wie wichtig das gemeinsame Gedenken von Deutschen und Franzosen in inniger Freundschaft ist. 

 

Das Frankreich-Quiz, ausgewählte und zusammengefasste Artikel

Dieses Mal habe ich Fragen für unsere versierten Frankophonen zu zwei eher seltenen französische Vokabeln .

Es sind dies: 'guenon' und 'puceau'.

Die Fragen dazu lauten: In welchem bekannten Werk werden diese gemeinsam verwendet? Welche Form von 'puceau' ist deutlich bekannter, u.a. in Zusammenhang mit einer in Frankreich sehr bekannten, kriegerischen und zuletzt heiligen Dame ?

Die Antworten hierzu sind:

Das Chanson 'Le Gorille' von Georges Brassens. Darin wird thematisiert, dass ein Gorilla im örtlichen Zoo, der aus dem Käfig entflohen ist, sich noch nie mit einem Affenweibchen ('guenon') paaren konnte, somit als 'puceau' gilt.

Die Form von 'puceau', die deutlich bekannter ist, u.a. in Zusammenhang mit einer in Frankreich sehr bekannten, kriegerischen und zuletzt heiligen Dame ist die weibliche Form 'pucelle' von 'puceau'. Mit der Dame ist die im Jahre 1920 heiliggesprochene Frau mit dem Beinamen "la pucelle d'Orléans" gemeint.

Dazu ergeben sich naturgemäß die Fragen: Wie lautet der richtige Name (nicht der Beiname) der 'pucelle' und welcher deutsche Dichter hat ihr ein Drama gewidmet, das auf französisch ebenfalls unter dem Namen  'La pucelle d'Orléans' bekannt ist?

 Die Antworten darauf sind Jeanne d'Arc und Friedrich Schiller mit der 'Jungfrau von Orléans'.

Nach diesem Abstecher in das Spätmittelalter und die deutsche Dramenliteratur wenden wir uns wieder Brassens zu. Passend zum Wetter möchte ich diesmal wissen: In welchem Chanson beklagt der Dichter, dass nicht oft genug Gewitter toben und dass die Dame seines Herzens irgendwann in eines dieser 'dummen Länder' zieht, wo es nie regnet ? In welchem anderen Chanson zieht der Künstler eine Ecke unter seinem Regenschirm einer Ecke im Paradies vor?

Die Antworten darauf lauten: L'orage und Le Parapluie.

Im ersten Chanson kommt der Sänger unverhofft zu einem Liebesabenteuer, als er seiner ängstlichen Nachbarin in seiner Umarmung Schutz vor einem schrecklichen Gewitter bietet. Der Ehemann der Dame muss nämlich immer dann seinem Geschäft als Vertreter für Blitzableiter nachgehen, wenn Jupiter ganz besonders tobt.

Das zweite Chanson vergleicht den Platz unter dem Regenschirm, der gemeinsam mit einer Unbekannten eingenommen wird, mit einem kleinen Plätzchen (oder Eck) im Paradies, wobei das Paradies den Vergleich nicht für sich entscheidet. 

Als Nachschlag zu diesen beiden Quiz-Fragen: Welcher griechische Gott ist in Frankreich für das Wetter zuständig, analog zu unserem Petrus ?

Und welcher berühmte Dichter ersann ein Werk, in dem der Gesuchte einem Halbpächter die Gewalt über das Wetter für seinen Hof überlässt ?

Die Antwort darauf lautet: Jupiter, das römische Pendant zum Allvater Zeus in der griechischen Mythologie. Als Wettergott kommt Jupiter übrigens auch in dem Chanson "L'orage" aus einer anderen Quiz-Frage vor.

Der berühmte Dichter, der in einer seiner Fabeln Jupiter einem Halbpächter (franz.:métayer) die Gewalt über das Wetter, nur für seinen Hof, überlässt, ist Jean de La Fontaine. Die Fabel '"Jupiter et le Métayer" ist die Nummer 4 in Buch VI.

Für das nächste Mal ergeben sich gewissermaßen naheliegend zwei Fragen zu einer weiteren Fabel von La Fontaine:

Zwei Gottheiten mit göttlichen Zuständigkeiten für unterschiedliche Wetterzustände treten in einem Wettstreit gegeneinander  an. Es geht darum, einen Reisenden dazu zu bringen, dass er seinen Mantel los wird.

Wer sind die beiden Götter und welche Gottheit gewinnt ?

Die Antworten darauf sind: Phoibos Apollon, der Gott des Lichtes und der Sonne (daher die entsprechende Wetterzuständigkeit) und Boreas, der Gott des winterlichen Nordwindes. Letzterer wird von Friedrich Hölderin in seinem Gedicht 'Vulkan' als 'der immerzürnende Boreas, mein Erbfeind' bezeichnet.

Die Fabel von La Fontaine mit dem naheliegenden Titel 'Phébus et Borée' endet übrigens mit den Worten 'Plus fait douceur que violence.', womit sich wohl ergibt, wer gewinnt... Auf alle Fälle habe ich dazu die Fragen: Wie kann man die Moral von La Fontaine übersetzen ? Gibt es vielleicht sogar ein Sprichwort oder eine Redensart im Deutschen, die deren Sinn adäquat wiedergibt ?

Um Ihnen den Inhalt der Fabel 'Phébus et Borée' ungefähr wiederzugeben kann ich Ihnen eine Nachdichtung von Herder  der ursprünglichen Fabel von Äsop präsentieren:

Wind und Sonne

Wind und Sonne machten Wette,
Wer die meisten Kräfte hätte,
Einen armen Wandersmann
Seiner Kleider zu berauben.

Wind begann;
doch sein Schnauben
Tat ihm nichts; der Wandersmann
zog den Mantel dichter an.

Wind verzweifelt nun und ruht;
und ein lieber Sonnenschein
Füllt mit holder sanfter Glut
Wanderers Gebein.

Hüllt er nun sich tiefer ein?
Nein!
Ab wirft er nun sein Gewand,
Und die Sonne überwand.

Johann Gottfried Herder

Wenn ich auch keine eindeutige Lösung auf meine Fragen geben kann, kann ich dennoch die Moral etwa mit 'Sanftheit erreicht mehr als Gewalt' und daraus die Redewendung 'mit sanfter Gewalt' ableiten. Das allerdings ist wiederum nicht ganz der Sinn der Fontaineschen Moral...gewissermaßen eine 'moralische Zwickmühle' der harmlosen Art.

Für das nächste Mal möchte ich wissen, in welcher Fabel  von La Fontaine die Sonne nicht so gut wegkommt wie in 'Phébus e Borée' und wofür deren Protagonisten möglicherweise eine Allegorie sind. Wenn man so will ist die erwähnte Erzählung vielleicht sogar Kritik an dem herrschenden Sonnenkönig der damaligen Zeit. Die Fabel, die erst nach dem Tod La Fontaines veröffentlicht wurde, endet mit den Worten: 'Pour un pauvre animal, Grenouilles, à mon sens, ne raisonnaient pas mal.'

Also: Wie heißt die gesuchte Fabel und wer ist möglicherweise mit 'Les grenouilles' gemeint ?

Die Fabel, die ich meine, nennt sich 'Le soleil et les grenouilles', also:'Die Sonne und die Frösche', Fabel Nr. 12 aus Buch VI; veröffentlicht 1668 (übrigens zu Lebzeiten La Fontaines, nicht erst nach seinem Tod wie fälschlicherweise von mir angenommen). Darin beschweren sich die Frösche, dass die Sonne (männlich im Französischen ...) in einem rauschenden Fest heiraten möchte, es für die Wasserbewohner aber nichts zu feiern gibt. Schließlich wird deren feuchter Lebensraum durch Kinder der Sonne weiter eingeschränkt. In der Fabel heißt es etwa: Eine Sonne allein kann man erdulden. Ein halbes Dutzend trocknet aus das Meer und alle seine Bewohner. Adieu, Binse und Ried, unser Geschlecht ist vernichtet. Bald hat es nur noch Lebensraum an den Wassern des Styx. Und am Schluss fügt La Fontaine wie so oft seine eigene Meinung an: Wie ich es sehe, für ein armseliges Tier, urteilten die Frösche recht klug. Die Fabel konnte man durchaus als Kritik am Sonnenkönig Ludwig XIV. verstehen. Mit den Fröschen könnten die Holländer gemeint sein, die damals im sog. Devolutionskrieg von 1667 bis 1668 Zankapfel eines militärischen Konflikts zwischen Spanien und Frankreich waren.